(english version below)
Permanent Vacation
Permanent Vacation nennt Kerim Seiler seine erste Einzelausstellung bei SEXAUER. Zunächst erinnert dies an den ersten Film des jungen Jim Jarmusch, in dem ein Sechzehnjähriger ziellos durch Lower Manhattan streunt, ohne einer bestimmten Tätigkeit nachzugehen. Man denkt an Ferien für immer, so die gängige Übersetzung. Folgt man der lateinischen Herkunft, könnte man Permanent Vacation auch übersetzen in Endlose Freiheit. Dies trifft es genauer, doch dazu später.
Tritt man in die Ausstellungshalle, versperrt zunächst eine riesige Installation aus Holz, Glas und farbigen Neonröhren den Weg. Da sie aber weitgehend durchsichtig ist, gibt sie den Blick frei auf die gegenüberliegende Wand: dort hängt und leuchtet in strahlendem Weiß ein riesiger Schriftzug, ein wahres Wortungetüm:
CHIVARUSMARBARMAVOCSACROMICROPANTI
Was zum Teufel bedeutet das? – was ist Chivarusmarbarmavocsacromicropanti ? – Antwort: ein Phantasiewort des Marquis de Sade. Möglicherweise versteckt sich inhaltlich ein „barbarischer Advokat“ in der Buchstabenschlange. Denn der Marquis war mit der kleinen Schwester seiner Ehefrau durchgebrannt. Daraufhin betrieb seine Schwiegermutter, Madame de Montreuil – wohlhabende Gattin eines Gerichtspräsidenten – seine Entmündigung. Im Jahr 1777 ließ „die Präsidentin“ de Sade durch königlichen Befehl verhaften. In einem Brief beschimpft der Marquis einen Mitstreiter seiner Schwiegermutter, wahrscheinlich einen Advokaten, an dessen Namen er sich nicht erinnern kann, eben als „Chivarusmarbarmavocsacromicropanti“, um dann, nach all dem Formulierungsaufwand, lakonisch hinzuzusetzen: „Möge er heißen wie er will, mir einerlei.“ De Sade – der begnadete Theatraliker.
Was hat nun dieser Fluch de Sades mit dem Ausstellungstitel Permanent Vacation zu tun? Und was verbindet die Kunst Seilers mit endloser Freiheit?
Um uns Permanent Vacation zu nähern, müssen wir uns zunächst dem Marquis de Sade zuwenden, dann der Comicserie Les aventures de Tintin (dt. Tim und Struppi), dem Künstler-Revolutionär Guy Debord und nicht zuletzt dem Maler und Bildhauer Constant.
Zunächst zum Marquis: Berühmt wurde de Sade durch seine Schriften, die er größtenteils in Kerkern schrieb und einer Irrenanstalt. Als er etwa ein Menschenalter tot war, machte man ihn zum Namensgeber einer Sexualpräferenz: des Sadismus. Damit war er unsterblich. Apollinaire, Begründer des Surrealismus, feierte ihn denn auch als den „göttlichen Marquis“. Und längst ist de Sade verewigt in der Bibliothèque de la Pléiade, neben Kolleginnen und Kollegen wie Flaubert, Shakespeare, George Sand, James Joyce, Virginia Woolf, Cervantes, Goethe oder Baudelaire. Simone de Beauvoir schrieb über ihn, ebenso Susan Sonntag, Camus oder Lacan. Pasolini drehte einen Film auf Grundlage seines Manuskripts Die 120 Tage von Sodom. Man Ray malte sein Portrait.
Grund für die Faszination so vieler Schriftstellerinnen und Künstler für den Marquis war sicher nicht das Phänomen seiner Gewaltphantasien. Gewalt war im achtzehnten Jahrhundert nichts Außergewöhnliches. Man brauchte keine Phantasie, man musste nur hinsehen. So wurde noch zu Lebzeiten des Marquis ein gewisser Robert Damiens im Zentrum von Paris, auf der Île de la Cité, öffentlich gevierteilt. Der Schriftstellerkollege des Sades und Freigeist Giacomo Casanova, gerade selbst aus dem Gefängnis entflohen, sah das sadistische Staatsschauspiel und hat es beschrieben: Sechs Pferde rissen den Verurteilten auseinander. Zuvor brachte man ihm mit heißen Zangen Wunden bei und goss kochendes Öl hinein. Reality beats Fiction. Die Gewaltphantasien des Marquis können es angesichts der Brutalität der Wirklichkeit also nicht gewesen sein. Vielmehr begründet das Faszinosum wohl eher sein rücksichtsloser Rundumschlag gegen alle Einschränkungen der Freiheit und alle Autoritäten. Sein radikaler Atheismus, seine Verachtung des Obrigkeitsstaats, der Kirche und aller bürgerlicher Konventionen. De Sade, ein Libertin. Ein Mann der Freiheit. Einer Freiheit ohne Grenzen. Permanent Vacation. Dafür ging er ins Gefängnis …
Seiler fasziniert diese Radikalität des Freiheitswillens, seine Widerständigkeit gegen alle Schranken und Hierarchien. Nur dass Seiler die Freiheit nicht in Gewalt und Zerstörung sucht, sondern im Bau gewaltfreier Räume und der Herbeiführung hierarchieloser und sozialer Begegnungen. Und natürlich durch Humor! Ein Anti-Marquis. Daher lässt Seiler den Fluch des Marquis auch nicht unkommentiert. Vielmehr versieht er das Buchstabenmonstrum mit Zeichen und Symbolen aus Les aventures de Tintin. Mit großer Leichtigkeit „tupft“ er Fragezeichen und Ausrufezeichen, Sternchen, Spiralen und Blitze aus Neonlicht an das Wortungetüm, genau wie Tim und Struppis Schöpfer Hergé an die Wutausbrüche seines cholerisch-tollpatschigen Helden Kapitän Haddock.
Seilers Leuchtschrift bildet also keine Aggression ab, vielmehr verweist sie auf den Impuls des Widerstands de Sades gegen seine drohende Entmündigung, die Aberkennung seiner Geschäftsfähigkeit, den Entzug seiner bürgerlichen Freiheiten. Durch die sich konterkarierenden Zeichen – Ausruf versus Frage – und die lustigen Sternchen und Spiralen verliert der Fluch seine unmittelbare Signifikanz. Interessant für Seiler als Signifikat ist eher die durch den elektromagnetisch vermittelten Fluch symbolisierte Aktivierungsenergie – der künstlerisch transformierte Impuls – gegen eine übermächtige Staatsmacht und den drohenden Entzug der Freiheit. Ein lichter Schrei gegen die Dunkelheit aller Kerker. Und natürlich auch ein Schrei in die Gegenwart hinein. Ein Schrei gegen die Barbarei. Auch heute noch. Besonders heute …
Unter der Leuchtschrift, die leicht gebogen an einen aufscheinenden Horizont oder eine Kuppel erinnert, steht die dreiteilige Installation Tender is the Night. Drei Mal jeweils vier kreuzförmig zusammengestellte Holzrahmen mit doppelten Acrylglasscheiben, zwischen denen jeweils farbige Neonröhren leuchten. Während das weiße Licht der Leuchtschrift kalt über den Raum strahlt, erhellen die Neonröhren von Tender is the Night die Ausstellungshalle durch eine Vielzahl von Spiegelungen mit einem warmen Farbspiel.
Bewegt man sich durch Tender is the Night haben die Vielfachspiegelungen etwas Prismatisches. Lässt man den Blick schweifen oder kreisen, scheint man sich in einem riesigen Kaleidoskop zu befinden. Nicht nur der Raum löst sich auf, auch das eigene Selbst. Das Ganze hat etwas Psychedelisches und vermittelt dennoch eine große Gelassenheit und Ruhe.
Das Farbspiel von Tender is the Night wird wiederum aufgenommen von einem mehrfarbigen Vorhang, der die gesamte Wand gegenüber der Leuchtschrift einnimmt, sowie durch farbige Kissen, die im Raum liegen und auf welche die BesucherInnen sich niederlassen können, bequem sitzend oder liegend. Und einander zugewandt. Unter dem kalten Fluch de Sades füllen also warmes Licht und weiche Kissen und Begegnungen den Raum: Tender is the Night.
Kerim Seiler interessiert sich für Räume und dadurch entstehende Situationen. Space is my Canvas beschreibt er seinen künstlerischen Ansatz. Seiler bezieht sich in seinem Werk immer wieder auf die Situationistische Internationale. Diese Bewegung versuchte, Situationen zu kreieren, in denen sich Menschen frei und gleichberechtigt begegnen. Auch die Ausstellung Permanent Vacation soll dies ermöglichen. Ein geschützter Raum mit Kissen, die sich dem Körper anpassen und bewegt werden können, alle auf dem Boden und auf gleicher Höhe. Sind Besucherinnen anwesend, entsteht eine Situation inmitten des warmen Lichts der Installation. Und fast wie eine schützende Kuppel über allem: der mit Sternchen versehene Protest de Sades gegen Obrigkeit, Unterdrückung und Unfreiheit.
Auch Guy Debord, Mitbegründer der Situationistischen Internationale, bezog sich auf de Sade und nannte einen seiner Filme Hurlements en faveur de Sade (dt. Geheul für de Sade). Wie für de Sade war für die Situationisten die Freiheit das Wichtigste. Anders als bei de Sade aber nicht eine Freiheit des Einzelnen gegen andere, sondern die Freiheit von Unterdrückung, Ausbeutung und Hierarchien durch andere. Ihr Ziel war es, Menschen in Situationen zu bringen, in welchen sie sich spielerisch frei entfalten können, Kunst und Leben sollten zusammengeführt werden, das Leben zum Spiel ohne äußere Zwänge. Einfluss auf die Arbeit Seilers hatte sicher auch Constant Nieuwenhuys. Dessen Stadt-Utopie New Babylon sollte bewohnt werden von spielenden Menschen, vom Homo ludens. Ermöglicht von städtischen Strukturen und Situationen der Gemeinschaft und Freiheit.
Wichtig bei Seiler ist auch die Idee des Nomadischen. Kunstwerke verändern sich durch Kontext und Bewegung. Deshalb kann es sich lohnen, diese immer wieder an verschiedene Orte zu bringen, mit denen sie in Wechselwirkung treten. Die Elemente von Tender is the Night dienten zunächst als Teile einer von Seiler geschaffenen Lichtwand am Zürcher Hauptbahnhof, später, bereits in Kreuzform aufgestellt, als Objekte eines Treffpunkts auf der Rotonda beim Locarno Film Festival. Das Nomadische verhindert dabei nicht nur das Erstarren von Strukturen, es beinhaltet auch die Idee des Recyclings, wenn Material an verschiedenen Orten wiederverwendet wird. Das Material trägt dann die Spuren der vorhergehenden Situationen in sich. Diese können sich mit der neuen Situation verbinden oder auch überschrieben werden. Space is my canvas.
Neben dem Nomadischen, dem Situativen und der Freiheit kennzeichnet ein weiteres Merkmal die Kunst Seilers. Das Verhältnis von Raum und Körper zu Geist und Idee. Mindspace heißt eine Arbeit Seilers. Geist und Raum. Auch in Permanent Vacation verbinden sich Raum, Geist und Körper; Sichtbares, Unsichtbares und Ideelles. Die Holzelemente von Tender is the Night haben eine massive Körperlichkeit, die Kissen eine weiche, der Vorhang eine fließende. Die elektromagnetischen Wellen des Neonlichts sind körperlos, aber sichtbar. Die Buchstaben der Leuchtschrift sind als Signifikanten visuell wahrnehmbar, verweisen aber auf (unsichtbare) Gefühle des Sprechers sowie auf ein Bezeichnetes, das erstens nicht sichtbar ist und zweitens nicht eindeutig, und daher in jedem Betrachtenden unterschiedliche Bilder und Gedanken hervorruft. Auch wird die Leuchtschrift an einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit eine andere sein. Nur die Idee ist ewig, meinte Platon. Körper zerfallen, Ideen sind permanent. Eine große Idee und ein alter Traum der Menschheit: Urlaub für alle, Freiheit für immer! Permanent Vacation.
Wenn wir schließlich aus Tender is the Night heraustreten, stehen wir unvermittelt vor einem Abbild unseres Planeten. Ein C-Print auf Aluminium. Nach Fragmentierung und Selbstauflösung im Kaleidoskop der Spiegelungen werden wir unvermittelt Betrachter von außen. Auf unseren Planeten. Seiler konfrontiert uns mit der ersten außerterrestrischen Farbfotografie der Erde. Aufgenommen aus einem Satelliten. Am 10. November 1967 – auf den Tag genau 56 Jahre vor der Eröffnung von Permanent Vacation. Die Erde. Unser Raumschiff. Von außen betrachtet. Die Situation aller Menschen und Tiere. Auf ihrem Weg durch Raum und Zeit. Auf dem Weg zu Gleichberechtigung und Freiheit? … für alle? – – –
Chivarusmarbarmavocsacromicropanti ?!
Permanent Vacation
What the hell does that mean? What is Chivarusmarbarmavocsacromicropanti? – the answer: it’s a fanciful word by the Marquis de Sade. In all likelihood, a ‘barbaric advocate’ may be lurking in that string of letters. For the Marquis had eloped with his wife’s younger sister. Subsequently, his mother-in-law, Madame de Montreuil – the wealthy wife of a presiding judge – had him legally incapacitated. In 1777, ‘la présidente’ saw to it that de Sade was arrested by royal decree. In a letter, the Marquis insults one of his mother-in-law’s comrades-in-arms, probably a lawyer whose name he could not recall, by dubbing him ‘Chivarusmarbarmavocsacromicropanti,’ only to add laconically, after all that effort in wording, to ‘let him go by whatever name he pleases, it’s all the same to me.’ De Sade – ever adept in theatrics.
Now, how does de Sade’s curse relate to the title of the exhibition, Permanent Vacation? And what does Seiler’s art have to do with endless freedom?
To approach Permanent Vacation, first we have to turn to the Marquis de Sade, then to the comic series Les aventures de Tintin (The Adventures of Tintin), then the artist-revolutionary Guy Debord, and finally to the painter and sculptor Constant.
First, the Marquis: de Sade gained fame through his writings, most of which he penned in dungeons and an insane asylum. After roughly a human lifetime had passed since his passing, he became the eponym for a sexual preference: sadism, ensuring his immortality. Apollinaire, the founder of surrealism, celebrated him as the ‘divine Marquis.’ Today, de Sade is enshrined in the Bibliothèque de la Pléiade alongside fellow writers like Flaubert, Shakespeare, George Sand, James Joyce, Virginia Woolf, Cervantes, Goethe, and Baudelaire. Simone de Beauvoir wrote about him, as did Susan Sontag, Camus, and Lacan. Pasolini adapted his manuscript, The 120 Days of Sodom, into a film. Man Ray painted his portrait.
The fascination of many writers and artists with the Marquis was certainly not rooted in the phenomenon of his violent fantasies. Violence was commonplace in the eighteenth century. No imagination was needed; one simply had to look. For instance, still during the Marquis’ lifetime, a certain Robert Damiens was publicly quartered in the center of Paris, on the Île de la Cité. Giacomo Casanova, a fellow writer of Sade and free spirit who had just escaped from prison himself, witnessed the sadistic state spectacle and recounted: six horses tore the condemned man apart. Prior to this, they inflicted wounds on him using hot pincers and poured boiling oil into them. Reality beats fiction. Given the brutality of reality, the Marquis’ violent fantasies could therefore not have been the cause. Rather, the fascination is most likely rooted in his uncompromising all-round attack on all constraints on freedom and every form of authority. His radical atheism, his contempt for the authoritarian state, the church, and all bourgeois conventions. De Sade, a libertine. A man of freedom. A boundless freedom. Permanent Vacation. For this, he went to prison . . .
Seiler is fascinated by this radical will for freedom, his resistance against all boundaries and hierarchies. The only difference is that Seiler does not seek freedom in violence and destruction, but in the construction of non-violent spaces and the creation of non-hierarchical and social encounters. And, of course, in humor! An anti-marquis. Which is why Seiler does not leave the Marquis’ curse without comment. Instead, he embellishes the letter monstrosity with symbols and signs from Les aventures de Tintin. With great ease, he ‘dabs’ question marks and exclamation marks, asterisks, spirals and flashes of neon light onto the lexical aberration, just like Tintin’s creator Hergé did with the outbursts of rage of his choleric, clumsy hero Captain Haddock.
Seiler’s illuminated script doesn’t, therefore, depict aggression; instead, it alludes to de Sade’s impulse to resist his impending disenfranchisement, the deprivation of his legal capacity, and the withdrawal of his civil liberties. Through the conflicting symbols – exclamation versus question – and the playful stars and spirals, the curse relinquishes its immediate significance. What intrigues Seiler as a signifier is rather the energy of activation symbolized by the electromagnetically transmitted curse – the artistically transformed impulse – against an overwhelming state power and the looming deprivation of freedom. A luminous outcry against the darkness of all dungeons. And, of course, a cry echoing into the present. An outcry against barbarism. Even today. Especially today . . .
Below the illuminated sign, with its subtle curve reminiscent of a dawning horizon or a dome, stands the three-part installation Tender is the Night. Each of the three parts comprises four wooden frames arranged in a cross with double acrylic glass panes, between which colored neon tubes for illumination. While the white light of the illuminated sign projects a cold ambiance across the room from above, the neon tubes of Tender is the Night bathe the exhibition hall through numerous reflections in a warm interplay of colors.
Moving through Tender is the Night, the abundant reflections take on a prismatic quality. Allowing the gaze to meander or orbit, it is as though the observer has entered a massive kaleidoscope. Not only does the space dissolve, but a sense of self does as well. The entire experience bears a psychedelic quality while exuding a remarkable sense of tranquility and stillness.
Tender is the Night’s play of colors is mirrored by a multi-hued curtain that covers the entire wall opposite the radiant sign, along with colored cushions placed throughout the room for visitors to sit or recline in comfort, facing one another. Thus, under de Sade’s cold curse, warm light, soft cushions, and encounters fill the room: Tender is the Night.
Kerim Seiler is interested in spaces and the resulting situations they create. Space is my canvas is how he sums up his approach to making art. In his work, Seiler frequently references the Situationist International, a movement with the objective of creating situations in which people could encounter one another freely and equitably. Permanent Vacation also wants to allow for this by providing a safe space, one with cushions that adapt to the body and can be repositioned, all on the floor, on the same level. And, much like a protective dome above it all: de Sade’s asterisked clamor against authority, oppression, and unfreedom.
Guy Debord, one of the founding members of the Situationist International, also made reference to de Sade and gave one of his films the title Hurlements en faveur de Sade (Howlings for Sade). As for de Sade, freedom was of utmost importance for the Situationists. However, unlike de Sade, it was not the freedom of the individual against others, but the freedom from oppression, exploitation, and hierarchies imposed by others. Their aim was to create situations in which individuals could playfully explore their freedom, merging art and life to transform existence into a game free from external constraints. Constant Nieuwenhuys also played a significant role in shaping Seiler’s work. Constants’ urban utopia, New Babylon, was designed for a population of playful individuals, the Homo ludens, enabled by urban structures and communal settings that promoted freedom.
The notion of the nomadic is also essential in Seiler’s work. Artworks undergo transformation as they engage with different contexts and movements, making it worthwhile to repeatedly move them to different locations for them to interact with. Components of Tender is the Night initially served as parts of a light wall Seiler created at Zurich’s main train station, and later, once arranged in crosses, as objects for a meeting point on the Rotonda at the Locarno Film Festival. The nomadic approach not only prevents the structures from stagnating but also embraces the concept of recycling by repurposing material in various locations. These materials then bear traces of previous situations within them, and these traces, in turn, can either harmonize with the new situation or be overwritten. Space is my canvas.
Alongside the nomadic, the situational, and freedom, another characteristic that defines Seiler’s art is the relationship of space and body to mind and idea. Mindspace being the title of one of Seiler’s works. In Permanent Vacation, space, mind, and body also intertwine; the visible, the invisible, and the realm of ideas. The wooden elements of Tender is the Night exude a substantial physicality, the cushions a soft one, and the curtain a flowing one. The electromagnetic waves of the neon light are disembodied yet visible. The letters of the sign are visually perceivable as signifiers, yet they allude to (invisible) sentiments of the speaker and to a signified that is not only invisible but also ambiguous, evoking different mental images and thoughts in viewers. The illuminated sign will also take on a different form in a different place, at a different time. Only the idea is eternal, as Plato believed. Bodies may perish, but ideas are permanent. A profound idea and an age-old aspiration of humanity: Vacation for everyone, perpetual freedom! Permanent Vacation.
When we finally step out of Tender is the Night, all of a sudden we are with an image of our planet. A C-print on aluminum. After the fragmentation and self-dissolution in the kaleidoscope of reflections, we abruptly turn into observers from without. Onto our planet. Seiler confronts us with the first extraterrestrial color photograph of Earth. Taken from a satellite. On November 10, 1967 – exactly 56 years to the day before the opening of Permanent Vacation. Earth. Our spaceship. Viewed from space. The situation of all humans and animals. On their journey through space and time. On the path to equality and freedom? . . . for all? —
Chivarusmarbarmavocsacromicropanti ?!